Definition des Begriffs „Epipher“ aus der Rhetorik

Epipher ist ein Begriff aus der Rhetorik und bezeichnet ein Stilmittel, bei dem ein oder mehrere Wörter am Ende aufeinander folgender Sätze oder Satzteile wiederholt werden. Dabei kann es sich um ganze Wörter, Wortgruppen oder Satzkonstruktionen handeln. Die Wiederholung am Ende hat eine verstärkende Wirkung und setzt einen besonderen Akzent auf das Gesagte. Der Epipher ist eng verwandt mit der Anapher, bei der die Wiederholung am Anfang von Sätzen oder Satzteilen steht.

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Die Epiphorik ist ein wichtiges Stilmittel in der Rhetorik und in der Literatur. Durch die Wiederholung von Wörtern am Ende von Sätzen oder Satzteilen wird eine verstärkende Wirkung erzielt und das Gesagte eindringlicher und nachhaltiger im Gedächtnis verankert. Der Epipher kann auf verschiedene Weise eingesetzt werden und bietet vielfältige Möglichkeiten, eine Aussage zu unterstreichen oder eine bestimmte Stimmung zu erzeugen.

Beispiele von Epiphern in der Rhetorik

Ein bekanntes Beispiel für die Verwendung des Epiphers findet sich in Martin Luther Kings berühmter Rede „I have a dream“: „Let freedom ring from the hilltops of New Hampshire. Let freedom ring from the mighty mountains of New York. Let freedom ring from the heightening Alleghenies of Pennsylvania“. Durch die Wiederholung des Satzes „Let freedom ring from…“ am Ende der Sätze wird die Forderung nach Freiheit nochmals unterstrichen und eindringlich hervorgehoben.

Ein weiteres Beispiel für die Verwendung von Epiphern findet sich in der Rede des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama aus dem Jahr 2008: „It’s the answer spoken by young and old, rich and poor, Democrat and Republican, black, white, Hispanic, Asian, Native American, gay, straight, disabled and not disabled“. Die Wiederholung der Worte „young and old, rich and poor, Democrat and Republican“ verstärkt die Aussage über die breite Unterstützung seiner Vision und erzeugt eine rhythmische Struktur.

Auch in der Literatur findet sich der Epipherus als Stilmittel, zum Beispiel in der Kurzgeschichte „The Dead“ von James Joyce: „Yes, the newspapers were right: snow was general all over Ireland. It was falling on every part of the dark central plain, on the treeless hills, softly falling upon the Bog of Allen and, further westward, softly falling into the dark mutinous Shannon waves“. Die Wiederholung des Wortes „falling“ am Ende der Sätze betont das wiederkehrende Element des Schnees und verstärkt die Stimmung und Atmosphäre der Szene.

Rhetorische Alternativen zum Epipher

Neben der Epipherese gibt es weitere Stilmittel, die eine ähnliche Wirkung erzielen können. Eine Alternative zur Epipherik ist die Anaphorik, bei der die Wiederholung am Anfang von Sätzen oder Satzteilen steht. Eine weitere Möglichkeit ist die Polyptoton, bei der ein Wort in verschiedenen Formen wiederholt wird, z. B. in dem Satz „Ich bin gekommen, um zu bleiben“. Auch Parallelismen, bei denen ähnliche Satzstrukturen wiederholt werden, können einen ähnlichen Effekt haben.

Rhetorische Gegensätze zur Epiphorik

Während die Epipherese verstärkend wirkt, gibt es Stilmittel, die eine gegenteilige Wirkung haben. Eine Möglichkeit ist das Asyndeton, bei dem auf Konjunktionen verzichtet wird und so der Eindruck von Schnelligkeit und Unmittelbarkeit entsteht. Ein Beispiel wäre der Satz „Ich sah, ich kam, ich siegte“. Eine weitere Möglichkeit ist die Ellipse, bei der Wörter oder Satzteile weggelassen werden, wie zum Beispiel in dem Satz „Je früher, desto besser“. Durch die Ellipse wird eine gewisse Kürze und Prägnanz erreicht, es kann aber auch eine gewisse Unklarheit entstehen.

Anwendung des Epiphers in der Praxis

In der Praxis wird der Epipher häufig in Reden, politischen Ansprachen und Werbetexten eingesetzt, um eine besondere Wirkung zu erzielen. Durch die Wiederholung am Satzende wird das Gesagte eindringlicher und nachhaltiger im Gedächtnis verankert. Ein Beispiel dafür ist die Werbekampagne von McDonald’s mit dem Slogan „I love it“, der in verschiedenen Varianten wiederholt wird. Auch in der Politik wird der Epipher häufig eingesetzt, um Botschaften zu verstärken, wie zum Beispiel in der Rede von Winston Churchill: „We shall fight on the beaches, we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills“.

Hinweise zur Verwendung des Epiphers

Bei der Verwendung des Epiphers sollte darauf geachtet werden, dass die Wiederholungen nicht zu aufdringlich oder übertrieben wirken. Eine übermäßige Verwendung kann schnell zu einer monotonen Wirkung führen und die Aussagekraft des Epiphers schwächen. Es sollte auch darauf geachtet werden, dass die wiederholten Wörter inhaltlich sinnvoll sind und einen Bezug zum Thema haben. Eine sorgfältige Planung und Überlegung im Vorfeld kann helfen, den Epipher effektiv und zielgerichtet einzusetzen. Es ist auch sinnvoll, Epipherme mit anderen Stilmitteln zu kombinieren, um eine Rede oder einen Text abwechslungsreich und interessant zu gestalten.